In der Vitos-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Marburg besteht seit fast 20 Jahren eine Station für Interkulturelle Psychiatrie, die sich speziell mit Patienten aus der Türkei befasst. Früher kamen unsere türkischen Patienten nur selten in die Psychiatrische Klinik, meist wurden sie wenn die Behandlung bei den Hausärzten nicht mehr ausreichte wegen ihrer Schmerzen und körperlichen Symptome in internistischen Krankenhäusern behandelt. Dabei stecken hinter Schmerzen häufig psychische Probleme, vor allem Depressionen. Da die Patienten und oft auch die Hausärzte dies nicht wissen, werden die Patienten leider oft falsch behandelt und es kann Ihnen nicht ausreichend geholfen werden.
Die Klinik in Marburg hat sich in den 20 Jahren einen guten Ruf bei den einweisenden Ärzten der aus ganz Hessen stammenden Patienten erworben. Die Patienten haben am Anfang häufiger Angst vor der Psychiatrie, wissen nicht, was sie erwartet, wollen nicht für verrückt gehalten werden. Doch es gelingt dann meist recht schnell, ein gutes Vertrauensbündnis aufzubauen.
Was steckt hinter einer Depression?
Depressionen fallen nicht einfach vom Himmel. Es gibt vielfältige Gründe, warum Menschen depressiv werden. Zum Einen kann die Neigung zu Depression vererbt werden, man kann aber auch depressives Verhalten erlernen wenn z.B. Eltern oder nahe Verwandte, depressive Verhaltensweisen zeigen, die dann von den Kindern übernommen werden. Oft treten Depressionen nach schwierigen Lebensereignissen auf.
Wir haben in Marburg bei den türkischen Patienten untersucht, was für Problemstellungen hinter depressiven Erkrankungen verborgen sein können. Wi fanden als häufiges und wichtigstes Merkmal einen Statusverlust. Darunter verstehen wir kränkende Erlebnisse, die das Selbstbewusstsein der Patienten negativ beeinflussen. Hierzu gehört z. B. der Verlust von Arbeit, denn Arbeit hat einen sehr stabilisierenden Effekt. Man lebt von dem selber erarbeiteten Geld, bekommt wenn es gut läuft auch Anerkennung vom Arbeitgeber, die das Selbstbewusstsein steigert. Fällt die Arbeit weg, sind damit viele Folgen verbunden. Zum Einen ist jede Entlassung auch eine Kränkung. Man fragt sich, warum wurde gerade ich entlassen, war ich vielleicht schlechter als andere. Dann steht der Weg zum Arbeitsamt an, man muss für sein Geld Anträge schreiben, ist auf Behörden angewiesen. Es fehlt an Geld, das kann dazu führen, dass auch zu Hause nicht mehr die Wertschätzung besteht, wie vorher. Vielleicht macht auch der Ehepartner insgeheim Vorwürfe, die Kinder sind unzufrieden, können sich nicht mehr alles leisten
Der oder die Betroffene fängt an zu grübeln, die Gedanken werden negativ, es werden nur noch schlechte Dinge wahrgenommen. Auch von anderen Menschen erwartet man nichts Gutes mehr, so dass man immer weniger unter Leute geht. So entwickelt sich dann eine depressive Erkrankung.
Das Beispiel der Arbeitslosigkeit macht deutlich, wie sich ein ursprünglich soziales Problem negativ auf die Gesundheit auswirken kann und dann das Entstehen einer Depression begünstigt. Es gibt genügend andere Beispiele - z. B. eine unglückliche Ehe mit Streitigkeiten, Konflikte mit den Kindern, die sich immer weiter hochschaukeln, mangelnde In tegration mit dem Gefühl fremd zu sein - all dies können Auslöser für depressive Erkrankungen sein.
Es ist wichtig für die Betroffenen, zu wissen, was eine Depression ist, wie sie auftreten kann und sich anfühlt um auch selber schon den Arzt fragen zu können habe ich vielleicht eine Depression?.
Ihr Arzt kann Ihnen dann sicher weiterhelfen. Meistens reicht eine ambulante Behandlung bei einem Psychotherapeuten oder Psychiater, nur wenn die Depressionen sehr schwer sind, ist eine stationäre Behandlung, wie sie bei uns in Marburg angeboten wird, nötig.
Sollten Sie Fragen haben, können Sie sich gerne wegen Beratung oder Vermittlung von Fachärzten in Ihrer Nähe, an uns wenden: